Über Autismus
Spektrum und Merkmale
Spektrum und Merkmale
Autistische Störungen zählen zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, die durch drei charakteristische Merkmale gekennzeichnet sind
Diese qualitativen Beeinträchtigungen sind ein grundlegendes Funktionsmerkmal der betroffenen Person und zeigen sich in allen Situationen – sie variieren jedoch im Ausprägungsgrad.
Die Auffälligkeiten bestehen von frühester Kindheit an und manifestieren sich in den ersten Lebensjahren.Ein wesentliches Charakteristikum der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen besteht darin, dass sie persistieren (andauern) und durch therapeutische Interventionen zwar bedeutend gebessert, aber nicht geheilt werden können.
Kamp-Becker / Bölte „Autismus“ 2011
Beim frühkindlichen Autismus, auch Kanner Autismus genannt, handelt es sich um eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die mit komplexen Störungen des Zentralen Nervensystems – insbesondere der Wahrnehmungsverarbeitung – einhergeht und als nicht heilbar gilt. Bei den Betroffenen sind die exekutiven Funktionen eingeschränkt – also diejenigen Denkprozesse die bei der Verhaltensplanung, -steuerung und -kontrolle eine entscheidende Rolle spielen. Dies hat zur Folge, dass das rechtzeitige Vorausplanen und die Initiierung neuer Handlungen kaum gelingt, die Aufmerksamkeit von einer Aktivität oder Aufgabe auf eine andere nur schwer umgeschaltet und unangebrachtes Verhalten nicht oder kaum gehemmt werden kann.
Um die Diagnose frühkindlichen Autismus stellen zu können muss vor der Vollendung des dritten Lebensjahres eine deutliche Beeinträchtigung der Entwicklung zu beobachten sein. Zu den Kernsymptomen gehören laut den internationalen Klassifikationssystemen (ICD-10/ DSM IV) darüber hinaus:
Eine weitere Form des Autismus ist das Asperger-Syndrom. Typisch hierfür sind auch Störungen des Sozialverhaltens, insgesamt sind die Symptome allerdings weniger stark ausgeprägt und machen sich meist erst im Kindergarten oder in der Grundschule bemerkbar. Eine angemessene Kontaktaufnahme zu anderen fällt sehr schwer, auch dann wenn der Wunsch dazuzugehören sehr stark ist. Besonders auffällig ist das von Egozentrik geprägte Denken. Es bereitet große Schwierigkeiten die Bedürfnisse Anderer zu erkennen und das eigene Handeln danach zu richten. Charakteristisch sind auch Auffälligkeiten die Motorik betreffend – also Ungeschicklichkeiten in der Bewegung oder Koordinationsstörungen. Die Sprachfähigkeit und Intelligenz sind jedoch – anders als beim frühkindlichen Autismus – für gewöhnlich erhalten, manchmal sogar besonders ausgebildet.
Beim so genannten High-Functioning-Autismus handelt es sich um keine formale Diagnose, sondern vielmehr um eine Ergänzung des frühkindlichen Autismus. Der Begriff wird dann verwendet, wenn die typischen Symptome vorhanden sind, die Betroffenen jedoch eine durchschnittliche Intelligenz (also einen Intelligenzquotienten von mindestens 70) aufweisen und deren zunächst auftretende sprachliche Defizite abnehmen. Heutzutage wird teilweise die Meinung vertreten, dass das Asperger Syndrom und der High-Functioning-Autismus nahezu dasselbe Störungsbild bezeichnen, ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch darin, dass beim High-Functioning-Autismus meist keine oder kaum motorischen Auffälligkeiten zu beobachten sind.
Sind die spezifischen Symptome erst nach dem dritten Lebensjahr erkennbar, ist das atypische Erkrankungsalter ausschlaggebend für die Diagnose. Autistische Kinder, bei denen nur ein Teil der Symptome beobachtet werden kann, die an sich für den frühkindlichen Autismus kennzeichnend sind, weisen dagegen eine atypische Symptomatik auf. Oft geht diese Diagnose mit einer geistigen Behinderung einher.